Behandlungsverfahren
Basis jeder Therapie der arteriellen Verschlußkrankheit und Voraussetzung für langfristige Erfolge ist die konsequente Ausschaltung aller beeinflußbaren Risikofaktoren und damit die Unterbrechung der Progression der Arteriosklerose.
Durch medikamentöse Hemmung der Thrombozytenaggregation können atherothrombotische Ereignisse insbesondere an den Koronararterien und den hirnversorgenden Arterien reduziert werden.
Die lokalen ischämischen Symptome lassen sich durch konservative Behandlungsverfahren, endovaskuläre oder offene Gefäßoperationen beseitigen oder bessern.
Wichtigster Risikofaktor ist das Rauchen, das die Häufigkeit der arteriellen Verschlußkrankheit vervielfacht, abhängig vom Ausmaß des Zigarettenkonsums um den Faktor 3 bis 10. Drei Viertel aller Fälle von peripherer arterieller Verschlußkrankheit sind auf das Rauchen zurückzuführen. Schon drei Zigaretten pro Tag verdoppeln bei Frauen das Herzinfarktrisiko. Die Lebenserwartung von Rauchern liegt 8 bis 10 Jahre unter der von Nichtrauchern. Nach revaskularisierenden Eingriffen ist die Reverschlußrate höher bei Patienten die weiter rauchen als bei denen, die aufhören. Wer an einem langfristigen Erhalt seiner Beine interessiert ist, sollte deshalb nicht nur auf die Möglichkeiten der interventionellen oder operativen Revaskularisation bauen, sondern auch alle Möglichkeiten der Suchtbehandlung ausschöpfen.
Patienten mit Diabetes haben bis viermal häufiger eine arterielle Verschlußkrankheit. Dabei sind besonders die peripheren Gefäße am Unterschenkel und Fuß betroffen, bei denen die Möglichkeiten einer Revaskularisation eingeschränkt oder mit einem hohen operativen Aufwand verbunden sind. Gleichzeitig haben viele Diabetiker eine Neuropathie mit verminderter Schmerzwahrnehmung. Durchblutungsstörungen sind deshalb symptomarm und werden erst in fortgeschrittenen Stadien erkannt. Die neuropathischen Fehlstellungen des Fußskeletts und die verminderte Schmerzwahrnehmung begünstigen Verletzungen und Druckulzerationen mit nachfolgenden Infektionen. Die Kombination Durchblutungsstörung und Infektion ist mit einem hohen Amputationsrisiko verbunden.
Durch strikte Beachtung der Diätvorschriften und eine medikamentöse Therapie mit Einhaltung von Blutzuckerwerten um 80 - 120 mg/dl nüchtern und weniger als 130 - 160 mg/dl postprandial sowie einem HbA1c unter 6,5% können Diabetiker ihr Arterioskleroserisiko reduzieren. Bei bestehender Neuropathie ist eine sorgfältige Pflege und regelmäßige Kontrolle der Füße erforderlich. Besonderer Wert soll auf gut passendes Schuhwerk gelegt werden. Gegebenenfalls sind Geleinlagen oder orthopädische Maßschuhe erforderlich.
Auch Fettstoffwechselstörungen mit Erhöhung des Gesamtcholesterins, des LDL-Cholesterins, des Lipoprotein A und der Triglyceride fördern die Arteriosklerose. Durch Diät und wenn dies nicht ausreicht lipidsenkende Medikamente sollen die Fettspiegel auf Werte im unteren Normbereich gesenkt werden (Cholesterin unter 160 mg/dl, LDL-Cholesterin unter 100 mg/dl, Triglyceride unter 200 mg/dl).
Ein erhöhter Spiegel an Homozystein ist ein Risikofaktor für die Entstehung der arteriellen Verschlußkrankheit schon in jungen Jahren sowie eine erhöhte Restenosierungsrate nach interventioneller Therapie. Folsäure und B-Vitamine senken den Homozysteinspiegel und die Restenosierungsrate.
Patienten mit erhöhtem Blutdruck und arterieller Verschlußkrankheit haben vermehrt Schlaganfälle und Herzinfarkte. Bei Patienten mit Aortenaneurysma ist die Rupturgefahr erhöht. Eine regelmäßige Kontrolle des Blutdrucks und medikamentöse Reduktion auf Werte unter 130/80 mm Hg können das Risiko vermindern.
Übergewicht
Ein zu hohes Körpergewicht ist mit einem erhöhten Risiko für die Entstehung eines Typ-2-Diabetes sowie kardiovaskulärer Erkrankungen verbunden. Besonders gefährlich ist die viszerale Adipositas (Fettansammlung im Bauchraum). Einfachste Methode der Risikobestimmung ist die Messung des Bauchumfanges. Er soll bei Frauen unter 80 cm, bei Männern unter 90 cm liegen. Darüber besteht ein erhöhtes, ab 88 cm bei Frauen bzw. 102 cm bei Männern ein sehr hohes Risiko. Durch fettarme Ernährung und ausgiebigige körperliche Betätigung können Übergewicht und Gefäßrisiko reduziert werden.
Erhöhtes CRP
Das C-reaktive Protein ist ein Eiweiß, daß bei Entzündungsvorgängen erhöht ist. Neben chronischen Infekten, die möglicherweise eine Rolle bei der Entwicklung der Arteriosklerose spielen, ist das Insulinresistenzsyndrom (Vorstufe des Diabetes) eine häufige Ursache eines erhöhten CRPs. Bei der Insulinresistenz ist die Glukoseverwertung im Muskel gestört, die Glukoseproduktion in der Leber gesteigert. Diese Stoffwechselstörung führt zu erhöhtem Blutzucker, erhöhten Fettsäurespiegeln, einer viszeralen Adipositas, einer Aktivierung des Gerinnungssystems und der Thrombozyten, erhöhtem Blutdruck und frühzeitiger Arteriosklerose.
Gefäßrisiko-Selbsttest
Anhand des Gefäßrisiko-Selbsttestes der Österreichischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin können Sie Ihr persönliches Risiko, einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder eine periphere Gefäßerkrankung zu bekommen, selbst einschätzen. Wenn bei Ihnen mehrere Risikofaktoren im gelben oder gar roten Bereich liegen, sollten Sie umgehend Ihren Lebensstil ändern.